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Leseprobe der Tangodanza Ausgabe Nr. 87 - 3.2021

Danza
Tangolegenden
– Elsa María & Héctor Mayoral
von Andrés Casak

Zu Beginn der Pandemie traf Elsa María eine wichtige Entscheidung: Sie verwandte einen großen Teil ihrer Zeit auf die Digitalisierung ihres persönlichen Archivs. Das Material, das sich bei ihr angesammelt hatte, erwies sich als so umfangreich wie ihr eigener Lebensweg. Es sind Fotos, Videos, Programmhefte, Flyer, Presseartikel, Werbung von Tourneen, für Unterricht oder Aufführungen. Heute ist ihre Arbeit für alle sichtbar: Auf ihrer Facebook-Seite lud sie Fotos mit ihrem Tanzpartner und Ehemann Héctor Mayoral hoch, die sie mit Persönlichkeiten des Tango wie Astor Piazzolla, Osvaldo Pugliese, Mariano Mores und Horacio Salgán zeigen; auf anderen üben die beiden ein paar Schritte mit Diego Maradona, Julio Iglesias und Plácido Domingo; auf wieder anderen sieht man sie lächelnd mit Luis Miguel, Bill Clinton, Liza Minelli, Lady Di oder Whoopi Goldberg. Eines der vielen Bilder hält einen unvergesslichen Moment fest: Das Paar tanzt für Frank Sinatra. „Seine tiefblauen Augen werde ich nie vergessen“, versichert Elsa María. ...

 
Música
Christian Gerber
Dienst statt Konzerte
von Dierk Jensen

Bandoneon-Spieler Christian Gerber stand vor der Corona-Pandemie mehrmals in der Woche auf der Bühne. Seit Januar hat er ein zeitlich bis Ende Juli begrenztes Engagement im Impfzentrum Hamburg. Danach setzt er auf eine Rückkehr auf die Bühne und ist gespannt, was ihn dann erwartet. „Nein, am Dienstag kann ich nicht, da habe ich keine Zeit, da habe ich Dienst”, antwortet Christian Gerber. Huch, wie bitte, ein freiberuflicher und obendrein sehr erfolgreicher Musiker ‚hat Dienst’? Ja, tatsächlich, seit Anfang dieses Jahres ist der bekannte Bandoneon-Virtuose beim Corona- Impfzentrum in den Hamburger Messehallen hauptberuflich in Diensten der Sozialbehörde angestellt. ...

 
Música
‚Bändi‘
– Finnischer Tango der Meisterklasse
von Vanessa Kunke

Mit Pop und Rock würde man Finnischen Tango zwar zunächst nicht in Verbindung bringen – und trotzdem wurde die Frankfurter Gruppe ‚Bändi’ (Finnisch für ‚Band’) im vergangenen Jahr für ihr zweites Album Unikuva – Finnish Tango Vol. 2 mit dem 1. Preis in der Kategorie ‚Bestes Weltmusikalbum 2020’ beim Deutschen Rock & Pop Preis ausgezeichnet. Meist ähnlich dem Argentinischen ist der Finnische Tango von melancholischen, glückselig-traurigen Melodien und Texten getragen. Allerdings ist die nordische Version meist in Moll gehalten und „eine Mischung aus russischer Romanze und deutscher Marschmusik”, wie einst der finnische Komponist Toivo Kärki sagte. Das Schlagzeug und der Tango-Rhythmus spielen eine größere Rolle und geben den boden- ständigen Tanzschritt vor. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass es unter den Musikern des Frankfurter Ensembles als erstes der Schlagzeuger Thomas Salzmann war, der sich für den Finnischen Tango begeisterte. ...

 
Moda
Tangomode ‚LaLucila‘
– Glückliche Kunden und ein volles Lager
von Susanne Mühlhausvon Olli Eyding

Unter dem Namen LaLucila verkaufen Gertrud und Thomas Weiß aus Kaufbeuren im bayerischen Allgäu Tangokleidung der Marke ‚Elena T‘, eigene Kreationen und SUR-Tangoschuhe aus Italien. Eine Pause wurde dem quirligen Paar – zusätzlich zum coronabedingten Stillstand – durch einen Skiunfall Anfang des Jahres aufgezwungen. Nach einer komplizierten Beinfraktur muss Thomas erst wieder Gehen lernen, „führt jetzt aber mit dem Oberkörper sehr gut,” lacht Gertrud. Die beiden sind nicht unterzukriegen und nutzen die gewonnene Zeit, um eine Website zu erstellen. Das Tangomodengechäft stagniert, denn „wer will sich jetzt etwas kaufen, da du es nicht ausführen kannst?”, sinniert Gertrud, „aber wir bleiben dran, weil wir die Leute zufrieden sehen wollen und es Spaß macht.” Und wenn der eingeschränkte Verkauf etwas Geld einbringt, sind die beiden auch zufrieden. ...

 
Corona
Wie kommt ihr über die Runden?
– Tangoveranstalter zwischen Kreativität und Resignation
von Andrea Konschake

Alle drei Monate fragen wir bei rund 1.000 Milongaveranstaltern, Musikern, Tangoschulen und anderen im Tango Aktiven an: Habt ihr neue Termine? Was plant ihr für das kommende Quartal? Schon seit einem Jahr sind diese Fragen alles andere als leicht zu beantworten. Statt der angefragten Termine erreichen uns vielfach Emails, die die große Verunsicherung und auch die Besorgnis vieler Tangoprofis und - amateure widerspiegeln. Und so haben wir diesmal auch andere Fragen gestellt: Wie geht ihr mit der Krise um? Habt ihr euch beruflich umorientiert, um irgendwie über die Runden zu kommen? Wie nutzt ihr die während der Pandemie leerstehenden Tangostudios/Milongaräume? Eine der ersten Einsendungen war die von Judita Zapatero vom Tango Salon Stuttgart, kommentiert von ihrem Mann Enrique Grahl: „Die Kinder haben den freien Raum genutzt, um tagelang Party zu machen, ohne aufräumen zu müssen!“ ...

 
Discusión
Tango Post COVID
– Solidarität beginnt an der Abendkasse
von Christian Beyreuther

Was ist uns Tango eigentlich wert? Eine Frage, die mich umtreibt – nicht erst seit Corona, aber inzwischen umso mehr. Immer wieder fahren die Gedanken Karussell, wenn ich an folgende Szenen zurückdenke: „Wie schön, ihr macht Livemusik, ihr habt ein Orchester. Was?! Ihr verlangt 24 Euro im Kartenvorverkauf?! Das ist ja Wucher! So etwas unterstützen wir nicht. Viel zu teuer.” – Was bleibt sind Verluste für den Veranstalter; nicht selten in vierstelligen Euro-Bereichen, verursacht durch Kosten für Bühnenbau, Technik, Instrumente, Raummieten, GEMA und so weiter und so fort. Oder weitere andere, aber ähnliche Situationen: „Du, es ist ja schon halb zwölf. Da muss ich doch sicher keinen Eintritt mehr zahlen.” Oder: „Ich freu mich über den Tombola- Hauptgewinn, ein Schuhgutschein für 180 Euro. Aber eigentlich hätte ich das Geld lieber ausbezahlt. Und wenn das nicht geht, komme ich die nächsten Male eben umsonst in die Milonga.” Und: „Du, ich weiß, ihr habt Livemusik. Ich komme aber nur kurz rein, um Schuhe und Klamotten zu kaufen und geh gleich wieder, okay?” Am Ende der Veranstaltung war Frau immer noch da, Klamotten und Schuhe ausführen! Eintritt zahlen wollte sie nach freundlicher Aufforderung trotzdem nicht. ...

 
Serie
GEMA-freie Musik
– Welche Alternativen gibt es?
von Agatha Ried

Spielen Veranstalter und Tangoschulen Musik von einem Gerät ab, so gilt für sie die so genannte ‚Gema-Vermutung’. Das bedeutet: Der Verein geht davon aus, dass sämtliche Unterhaltungsmusik gemapflichtig und für deren Abspielen in öffentlichen Veranstaltungen eine Gebühr an sie zu entrichten ist. Dies wird auch von der Rechtsprechung so gesehen. Ein weitverbreiteter Irrglaube ist es, dass Musikstücke uneingeschränkt gemafrei seien, wenn sie älter als 70 Jahre sind. Und der Einwand, Patentschutz laufe schon nach 20 Jahren aus und das müsse auch für Musik gelten. Unsere Autorin Agatha Ried bringt Licht in ein diffuses Thema.
Welche Musik ist gemafrei? Musik ist dann in Deutschland in ihrer Originalversion gemafrei, wenn
a) deren Urheber vor mehr als 70 Jahren verstorben sind
oder
b) sie von dem oder den Urheber/n nicht bei einer Verwertungsgesellschaft angemeldet wurde. In dem Fall kann der Urheber oder dessen Rechtsnachfolger aber auf direktem Wege eine Nutzungsgebühr von dem Musiknutzer verlangen, wenn er von der öffentlichen Aufführung erfährt.
Können sich Tangoveranstalter also freuen, weil von Jahr zu Jahr mehr Kompositionen aus der GEMA-Pflicht herausfallen? Ja, aber... Was sich zunächst einfach anhört, erweist sich im Detail durchaus als komplex. ...

 
CD-Recensión
La Martino Qrquesta Típica
– La Martino
von Geert Böttger

‚La Martino‘ ist ein junges Tango Orchester aus Buenos Aires. Der typische ‚La Martino‘-Sound kann als von klassischer Musik inspirierte Variante des Tango Siglo XXI charakterisiert werden. Auf der CD La Martino Orquesta Típica sind elf Eigenkompositionen von Nehuén Martino, dem musikalischen Kopf der Gruppe, und ein Tango von Matias Fain zu hören. Martino und die meisten seiner Mitspieler haben keinen Umweg über den Rock oder Jazz genommen, vielmehr hat Martino eine klassische Musikausbildung genossen. Er sagte uns, dass seine Musikauffassung vor allem von Wagner, Chopin, Bach und Mahler beeinflusst sei, sowie von Piazzolla und Gobbi. Das hat zu einem faszinierenden und eigenständigen Sound geführt, den ich als ‚sinfonisch‘ inspirierte Tangos bezeichnen möchte. Die sehr eigene Handschrift der Stücke verfügt über einen rhythmisch klaren und ruhigen Tonus, gefüllt mit spannenden Melodiebögen. Die CD wurde bereits 2016 von 17 Musikern, u.a. sechs Geigern und vier Bandoneonistas, eingespielt. …

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